Auf großes Publikumsinteresse stieß der Vortrag über Ernährung aus gesundheitsökologischer Sicht von Mediziner Univ.-Prof. Martin Grassberger am 5. April 2024 im Pfarrkultursaal Absdorf. In seinen packenden Ausführungen gab er einen Überblick über die Bedeutung gesunder Ernährung, die Veränderung unserer Lebensmittel durch industrielle und auf Effizienz orientierte Landwirtschaft sowie die Auswirkungen dessen auf unsere Gesundheit und die Natur.

Der globale Living Planet Index 2020 etwa zeigt zwischen 1970 und 2016 einen durchschnittlichen Rückgang der erfassten Tierbestände um 68 %. Studien belegen, dass die Mineralstoffkonzentration in Gemüse, Obst und Fleisch seit 1940 stark abgenommen hat. Gerade diese Mineralstoffe aber auch Spurenelemente und Mikronährstoffe sind der Schlüssel für eine gesunde Ernährung.

Ökosystem Mensch

Er erläuterte, dass der Mensch als Holobiont von unzähligen, gutartigen Mikroorganismen besiedelt ist, die äußerst wichtige Funktionen übernehmen und ohne die ein Lebewesen nicht existieren könne. Der Mensch als wandelndes Ökosystem! So ist ein gesundes Mikrobiom - auch Darmflora genannt - Voraussetzung für die Verwertung von Nahrungsbestandteilen, es verhindert, dass sich Krankheitserreger im Darm ausbreiten können, und trägt zum Funktionieren unseres Immunsystems bei.

Aber auch für die Psyche ist eine ausgewogene Ernährung wesentlich: Eine Studie - durchgeführt in einem Gefängnis - zeigte, dass die Einnahme von wesentlichen Nahrungsergänzungsmitteln (Mikronährstoffe) über zwei Wochen schwere Straftaten um 37% reduzierte!

Wenn Mikronährstoffe - Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente - in den Lebensmitteln fehlen, leiden Gesundheit und Entwicklung. Mehr als zwei Milliarden Menschen sind - obwohl sie genug oder sogar zu viel Kalorien zu sich nehmen - weltweit vom sogenannten "Hidden Hunger" betroffen!

Gesunder Boden = gesunde Nahrungsmittel = gesunder Mensch

Eindringlich mahnte er deshalb einen gesunden Boden als Voraussetzung für gesunde Ernährung ein. Denn nur ein gesunder und aktiver Erdboden hat höchste mikrobielle Besiedelung, die Voraussetzung dafür ist, dass Pflanzen, die für eine gesunde Ernährung wichtigen Mikronährstoffe aufnehmen können. Und darüber hinaus sekundäre Pflanzenstoffe - wie etwa Farb-, Duft- oder Aromastoffe - bilden können. Diese sind für die Pflanzen zwar nicht lebensnotwendig, haben aber gesundheitsfördernde Wirkung.

Je lebendiger der Boden, desto mehr Mikronährstoffe und Spurenelemente weist der Boden auf. Diese Stoffe können von den Pflanzen aufgenommen werden, die über die Wurzeln mit dem Boden kommunizieren. Und stehen uns Menschen in Form von gesunden und nahrhaften Lebensmitteln zur Verfügung.

Prof. Grassberger mahnte ein, dass nur nachhaltige, regenerative und auf biologischen Prinzipien basierende Landwirtschaft langfristig unsere Gesundheit und den Boden als Basis dafür gewährleisten könne.

Komplexe Zusammenhänge

Im Anschluss an den spannenden Vortrag beantwortete Dr. Grassberger Fragen des Publikums. Und davon gab es genug - denn sowohl die Landwirtschaft als auch der Mensch sind komplexe Systeme. Dies bedingt, dass es auf Fragen keine einfachen, sondern ebenfalls nur komplexe Antworten gibt.

Mit interessanten Gesprächen am Buffet klang der informationsreiche Abend aus. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit dem Kultur- und Verschönerungsverein (KVV Absdorf) und der Gemeinde Absdorf statt.

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